Eisenbahn in Franken und Thüringen

#1

Historisches vom Sonneberger Netz

in KBS 564/569 - Sonneberger Netz 25.11.2010 06:22
von weiche67 • 87 Beiträge

Hallo zusammen,

ich gehe davon aus, die Mehrheit interessiert sich auch für das historische Sonneberger Netz, auch wenn es damals noch nicht so hieß.
Da ich sozusagen beruflich auf Stellwerken zu Hause bin, hab ich mal mit diesem Thema angefangen. Die alte Stellwerkstechnik im Sonneberger Netz ist seit 09. Dez. 2002 außer Betrieb. Vieles wurde abgebaut, in Sonneberg-Ost, Blechhammer, Steinach und Lauscha sind noch Teile der Innenanlage vorhanden.
Fangen wir im Hinterland an. Die Bahnhöfe Schalkau, Rauenstein, Effelder und Mengersgereuth-Hämmern besaßen seit der Betriebsaufnahme 1909/10 Kurbelwerke der Bauart Jüdel für die Einfahrsignale. Die Weichen wurden früher handbedient und mit dem Signalseilzug verriegelt. In Mengersgereuth war das noch bis 22.01.1997 der Fall. Rauenstein besaß eigene Riegelkurbeln. Effelder erhielt später eine Hebelbank vor dem Gebäude in einer Holzbude. Auch Schalkau, Rauenstein und Mengersgereuth erhielten später teilweise fernbediente Weichen.
Leider existieren aus Schalkau meines Wissens keine Fotos.



Das Kurbelwerk in Rauenstein hat auch schon bessere Zeiten erlebt. Teile davon befinden sich heute auf der Pfefferminzbahn bzw. dienen als Ersatzteilspender.



Als der Bahnhof Effelder 1996 zum Haltepunkt degradiert wurde, wurde auch das Stellwerk abgerissen. Die Fahrstraßenfestlegung und die -auflösung existieren noch.



Auch das Kurbelwerk von Mengersgereuth aus dem Jahr 1909 wurde museal erhalten. Lediglich die Orginalschilder fehlen.


Jetzt müssten eigentlich die Sonneberger Stellwerke an die Reihe kommen. Aber das wird mal ein eigener Beitrag.




In Richtung Neuhaus a. Rwg. folgt nun Sonneberg-Ost, bis 1952 bahnamtlich Köppelsdorf-Oberlind. Mit der Errichtung des Containerbahnhofes 1970 wurde das Wärterstellwerk Kw gebaut. Vorher war dort ein kleines Kurbelwerk in einer Bude zwischen den Gleisen.



Das Fahrdienstleiterstellwerk Kf an der Schranke entstand meines Wissens mit der Bahn nach Stockheim im Jahre 1901. Beide Stellwerke sind nach der Bauart Einheitsstellwerke. Die Schrankenwinde auf Kf war schlüsselabhängig mit der Hebelbank, d.h. bei Zugfahrten war es zwingend, die Schranke vorher zu schließen und zu verschließen. Der Schlüssel wurde abgezogen und in ein Schloß auf der Hebelbank eingeschlossen. Danach erst ließen sich die Signale bedienen.



Der Bahnhof Sonneberg-Nord besaß ein Einheitsstellwerk mit elektr. Einfahrsignalen und nur in Richtung Lauscha Ausfahrsignale. Diese wurden vor Bedienung der Ausweichanschlußstelle (Awanst) Hüttengrund, die stets aus Richtung Sonneberg erfolgen musste, verschlossen. Vorher war der blockelektrische Verschluß der Ausfahrsignale in Blechhammer (Ri Sonneberg) fernmündlich anzufordern. Danach bekam der Fdl Sonneberg-Nord einen Blockschlüssel frei, der mit dem Schlüssel der Anschlußweiche in Hüttengrund an einem Schlüsselring dauerhaft verbunden (verschweißt) war. Mit diesem Schlüssel sowie einem Befehl für die Vorbeifahrt am nun nicht mehr bedienbaren Ausfahrsignal begann die Bedienungsfahrt nach Hüttengrund.



Dort angekommen, musste zuerst die Flankenschutzweiche mit dem mitgebrachten Schlüssel aufgeschlossen, umgestellt, und mit dem nun freigewordenen anderen Schlüssel die Zugangsweiche zum Anschluß aufgeschlossen werden. Erst jetzt konnte in den Anschluß gefahren werden. Das Zuschließen erfolgte in umgekehrter Reihenfolge. Da es sich aber Hier um eine Ausweichanschlußstelle handelt, konnte sich die Bedienungsfahrt hier einschließen, um z.B. einem Reisezug die Strecke freizugeben. Dazu musste nach dem Verschließen der Weichen der mitgebrachte Schlüssel in einer Blockbude im Block verschlossen werden, um die Ausfahrsignale in Sonneberg-Nord und Blechhammer wieder frei zu bekommen.



Der Bahnhof Blechhammer besaß ein Stellwerk der seltenen Bauart Zimmermann&Buchloh. Hier waren Einfahrsignale, aber nur Ausfahrsignale in Richtung Sonneberg vorhanden.

Der Posten 160 lag innerhalb des Bahnhofs Blechhammer und bediente die Schranken an den Bahnübergängen km 28,0 und 28,2.


Steinach/Thür hatte bis 1997 ein Einheitsstellwerk mit elektrischen Signalen.


Der Bahnhof Lauscha hatte ein Jüdel-Stellwerk, welches heute noch museal erhalten wird (Lokbahnhof-Sonneberg e.V.) Für die Einfahrten musste die Aufsicht in ihrem Dienstraum die blockelektrische Zustimmung an den Fdl geben. Nach dem Umbau 1998 fiel die Aufsicht samt Blockbude weg.

Der Bahnhof Ernstthal bekam in den 1980er Jahren ein russisches Stellwerk der Bauart EZMG. Leider habe ich von den Innenanlagen keine Fotos. Ebenfalls sind vom Bahnhof Neuhaus keine Fotos bekannt.

Ich hoffe, der kleine Ausflug in die eisenbahntechnische Vergangenheit hat Euch gefallen.

Gruß Heiko

zuletzt bearbeitet 25.11.2010 07:07 | nach oben springen

#2

RE: Historisches vom Sonneberger Netz

in KBS 564/569 - Sonneberger Netz 25.11.2010 17:25
von 219 006 • 1.061 Beiträge

Hallo Heiko!

Sehr schöne Fleißarbeit!
Dazu hab ich einige Fragen. Die muß ich aber mal persönlich stellen, das würde den Rahmen des Forums sprengen.

Die Bahnhöfe Rauenstein, Effelder und Mengergereuth- Hämmern hatten auch fernbediente Weichen, die Weichenbude aus Holz stand jeweils vorm Bahnhofsgebäude und ist nicht auf den Bildern. Die in Rauenstein könnte vllt. sogar noch stehen. Die anderen beiden gibt es nicht mehr.

Das Bild vom Posten 160 ist natürlich nur die Fernsprechbude. Der richtige Posten war ein Backsteinbau, sehr gepflegt vom Personal. Hab dort auch mal nen Kaffee drin getrunken . Zum Schrankenkurbeln mußte man aber vor die Tür, hatte ja auch was mit der Fahrwegprüfung zu tun.

Die Innenanlagen in Ernstthal kann man heute noch durch einen Blick durchs Fenster sehen. Der geplünderte Stelltisch steht ja noch drin, viel mehr war das nicht. Weiß nur nicht mehr, wie das mit dem Anschluß in Lichte war, gabs da Streckenblock? Ebenso mit dem in Oberlauscha. Deshalb hatte ja Lauscha ein Ausfahrsignal Richtung Ernstthal, Richtung Steinach nicht.

Uwe

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#3

RE: Historisches vom Sonneberger Netz

in KBS 564/569 - Sonneberger Netz 25.11.2010 17:41
von weiche67 • 87 Beiträge

Hallo Uwe,
hast natürlich Recht.

Zu Ernstthal:
Der vollständige Stelltisch wäre interessant gewesen.
Streckenblock gab es nirgends bei uns. Oberlauscha wurde als Sperrfahrt bedient.

Gruß Heiko

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#4

RE: Historisches vom Sonneberger Netz

in KBS 564/569 - Sonneberger Netz 25.11.2010 18:03
von 219 006 • 1.061 Beiträge

Ja, ich war mal bei der Bedienung dabei. Aber irgendwas hatten die trotzdem am Fernsprecher gemacht. War da eine Schlüsselsperre drin?

Die Einfahrweiche in Neuhaus war ja auch verschlossen in Richtung Anschluß, damit dort oben keine Wagen entlaufen konnten. Den Schlüssel gabs auch im F- Kasten (?) Bin mir nicht ganz sicher. In Neuhaus gab es damals nur noch Handweichen.
Hab mal einen Link zum EZMG- Stellwerk: Klick
(Der Sessel auf dem 2. Bild war aber nicht im Lieferumfang enthalten )

Uwe

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#5

RE: Historisches vom Sonneberger Netz

in KBS 564/569 - Sonneberger Netz 25.11.2010 18:45
von Herzstück • 3.690 Beiträge

Hallo!

@Heiko:
Sehr interessante Dokumentation, danke dafür.
Weißt Du, bis wann es in Schalkau Einfahrsignale gab? Muss weit vor meiner Zeit gewesen sein. Bis zur Reaktivierung durch die ThE gab es auf Höhe BÜ Rosengasse in Schalkau noch das Fundament für ein Signal, dieses? Oder gab es auch Vorsignale? Gab es auch aus Richtung Eisfeld ein ESig?

@Uwe: Die Bretterkiste in Rauenstein steht noch, seit einiger Zeit jedoch verschlossen und die Fensteröffnungen mit Brettern verrammelt.

Als dies noch nicht so war, habe ich diesen Schnappschuss machen können. Rauenstein im Winter 2005.



Tobi

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#6

RE: Historisches vom Sonneberger Netz

in KBS 564/569 - Sonneberger Netz 25.11.2010 19:45
von weiche67 • 87 Beiträge

Als soweit ich weiß, wurde der Schlüssel immer mitgeführt. Schlüsselsperren, wie wir sie heute kennen, gab es damals nicht.
Der Schlüssel befand sich beim Fdl Ernstthal am Schlüsselbrett, analog wie in SON der Meusel-Schlüssel.

@ Tobias
Ich hab Orginalpläne von Schalkau, nur eben jetzt nicht griffbereit. Kann ich Dir das später beantworten?

Gruß Heiko

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#7

RE: Historisches vom Sonneberger Netz

in KBS 564/569 - Sonneberger Netz 25.11.2010 19:46
von 219 006 • 1.061 Beiträge

Von Eisfeld her gab es auch ein Esig, das Fundament (Gittermast?) kann man heute auch noch sehen. Von Bachfeld her einige Meter vor der jetzigen B 89. Aus der anderen Richtung etwa bei der Hp- Tafel. Aber das hast du ja schon entdeckt. Schalkau ist aber schon seit den 60er Jahren kein Bahnhof mehr. Das Überholgleis wurde ja erst in den 70ern wieder eingebaut, ging aber wohl nie in Betrieb (Hab irgendwo mal ein Bild gesehen, als zu einem Jubiläum Kindergartenkinder winkend in Schalkau stehen. Da kann man es gut sehen.-- Habs gefunden: Wolfgang Bayer "Die Eisenbahn im Sonneberger Land", Seite 145)

Uwe

Edit: Das Buch sagt: 1968 wurden alle Gütergleise ausgebaut, das Überholgleis wurde erst 1985 gebaut

zuletzt bearbeitet 25.11.2010 19:49 | nach oben springen

#8

RE: Historisches vom Sonneberger Netz

in KBS 564/569 - Sonneberger Netz 25.11.2010 20:09
von weiche67 • 87 Beiträge

Und ich hab die Zeichnung von 1943 doch gefunden. Das Einfahrsignal aus Rauenstein stand in km 10,965, das Vorsignal, dessen Fundament Du kennst in km 11,365,

Gruß Heiko

zuletzt bearbeitet 12.03.2011 13:16 | nach oben springen

#9

RE: Historisches vom Sonneberger Netz

in KBS 564/569 - Sonneberger Netz 25.11.2010 20:36
von 219 006 • 1.061 Beiträge

Der Bahnhof Schalkau sah also genauso aus wie Effelder. Nur die Seiten-/ Kopframpe Richtung Bachfeld gab es in Effelder nicht.

Zu Ernstthal: Das kann schon sein, daß der Schlüssel mitgenommen wurde. Der muß aber im Stellwerk verschlossen gewesen sein, sonst könnte man ja trotz fehlendem Schlüssel Zugfahrten durchführen. Also genauso wie bei der Bedienung Hüttengrund. Nach Neuhaus waren es ja eh nur Rangierfahrten, da braucht man keine Schlüsselabhängigkeit. Wenn ich den Kollegen Berg mal wieder in Neuhaus am Bahnsteig sehe, frag ich mal. Hartan und Meusel waren ja eh nur Bahnhofsnebengleise mit Anschluß, da gabs ja keine Zugfahrten.

Uwe

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#10

RE: Historisches vom Sonneberger Netz

in KBS 564/569 - Sonneberger Netz 29.11.2010 17:18
von Herzstück • 3.690 Beiträge

Hallo Heiko, Uwe!

Danke erstmal für den Gleisplan Schalkau aus Anno dazumal - sehr sehenswert, kannte ich in der Form bisher nicht und auch die Position der Signale kannte ich absolut nicht.

Danke auch für den Buchtipp!
Die genaue Chronik des Ausweichgleises in Schalkau ist mir bis heute ein Rätsel; irgendwann in der ersten Hälfte der 1990er Jahre ließ unser Schrotti eigens eine Weiche vom durchgehenden Hauptgleis (oder waren diese damals noch vorhanden?) sowie ein Verladegleis zur Schrottverladung bauen. In welcher Form die Bedienung dieses Anschlusses erfolgte (Bedienfahrt von Eisfeld?) und wie oft eine Anschlussbedienung stattfand, weiß ich nicht.
Das Gleis liegt bis heute noch an Ort und Stelle, soweit es beim Bahnsteigbau anno 2001/02 nicht störte.

Vielleicht kann einer von Euch etwas dazu beitragen. Den Zeitraum kann ich nicht genauer einschränken. Interessant wäre auch, zu erfahren, ob es nach dem 01.01.94 war.

Schönen Abend und eine schöne Arbeitswoche,

Tobi

zuletzt bearbeitet 29.11.2010 17:19 | nach oben springen

#11

RE: Historisches vom Sonneberger Netz

in KBS 564/569 - Sonneberger Netz 29.11.2010 20:52
von weiche67 • 87 Beiträge

Soweit ich weiß, war dieses Ausweichgleis nie in Betrieb, es wurde höchstens mal bei Bauarbeiten ein Kleinwagen abgestellt.
Nächste Woche sehe ich den Weigel, Paul - ich werde ihn mal fragen. Er saß ja sozusagen in der ersten Reihe.

Gruß Heiko

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#12

RE: Historisches vom Sonneberger Netz

in KBS 564/569 - Sonneberger Netz 30.11.2010 11:25
von 219 006 • 1.061 Beiträge

Hallo!

Doch, der Schrotti wurde bedient von Rauenstein aus. Die Wagen waren an der Spitze Richtung Eisfeld, wurden dann abgehangen und in das Gleis rangiert. Mit dabei war der Rangierer von Rauenstein, der fuhr dann mit dem nächsten Zug von Eisfeld wieder nach Rau zurück. Wie das aber mit dem Schlüssel für die Weiche funktionierte, weiß ich nicht mehr. Auch die Sache mit dem BÜ (B 89) weiß ich nicht mehr. Die Überwachung hatte ja Rauenstein. Ob der vorher ausgeschaltet wurde oder nicht?

Uwe

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#13

Sonneberg-Ost vor 20 Jahren

in KBS 564/569 - Sonneberger Netz 10.03.2011 20:23
von weiche67 • 87 Beiträge

Hallo,

der Bahnhof Sonneberg-Ost war von 1985-92 meine zweite Heimat. So entstanden so einige Fotos aus dem Stellwerksfenster.
Während des Umbaues des Sonneberger Hauptbahnhofes im Sommer 1991 wurden für einige Tage die Grimmenthaler Güterzüge mit den "großen Russen" bis nach Ost durchgefahren.

[img] [/img]

Der Arbeiterzug 18025 fuhr Mo-Fr als Leerreise nach Sonneberg-Ost und schließlich als Vollzug um 16:31 nach Eisfeld. Hier die Lok beim Umsetzen

[img] [/img]

Gegen 17:00 Uhr fuhr ein Nahgüterzug 64446 von Sonneberg nach Probstzella. Manchmal mußte auch in Ost rangiert werden. Hier die Ausfahrt Richtung Lauscha

[img][/img]

Gruß Heiko

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#14

RE: Sonneberg-Ost vor 20 Jahren

in KBS 564/569 - Sonneberger Netz 10.03.2011 20:30
von br 650 • 874 Beiträge

Servus,

@weiche67 Schöne Bilder war ja früher viel los dort bei den Bahnhof.

Grüße,
Patrick

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#15

RE: Sonneberg-Ost vor 20 Jahren

in KBS 564/569 - Sonneberger Netz 10.03.2011 20:42
von Herzstück • 3.690 Beiträge

Hallo Heiko!

Sehr sehr eindrucksvoll!
Die Szenerie erscheint vertraut, dennoch muten die Bilder wie Relikte aus einer völlig anderen, längst untergegangenen Welt an.

Mit dankenden Grüßen,

Tobi

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#16

RE: Sonneberg-Ost vor 20 Jahren

in KBS 564/569 - Sonneberger Netz 10.03.2011 23:19
von 219 006 • 1.061 Beiträge

Hallo!

Ja, so war das damals. Sonneberg Ost hatte ja seine eigene V60, die den ganzen Tag rangierte und auch die Anschlüsse Hartsteinwerk und EKS sowie vom Hbf aus den Anschluß Forst bediente.

Das die Züge bis Ost durchgefahren wurden hatte folgenden Grund: Im Hbf gab es durch den Umbau und die Elektrifizierung für wenige Wochen nur noch das Gleis 1. Was mich aber wundert, daß keine Containerwagen zu sehen sind. Oder hatte man den Containerverkehr deshalb kurzzeitig komplett nach Themar verlegt?

Schöne Bilder Heiko, eigentlich müßtest du Weiche 17 heißen!

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#17

RE: Sonneberg-Ost vor 20 Jahren

in KBS 564/569 - Sonneberger Netz 11.03.2011 08:29
von weiche67 • 87 Beiträge

Hallo,

da war die Eisenbahnwelt noch in Ordnung.
Manchmal, jedoch selten kam auch mal eine 119 zum Rangieren nach Ost. Die Herren Rangierer waren da nicht begeistert, hatten doch diese Maschienen keinen Rangierfunk.
Also mußte nach alter Väter Sitte wieder gepfiffen werden.

Im Sommer 1991 fuhr hier 119 013 mit ihrem Schotterzug von Hüttengrund kommend in den Bahnhof ein.



Zuvor wurde der Anschluß Elekktrokeramische Werke in Föritz bedient.



@ Uwe: Der ankommende Güterzug stand in Gl. 2, also hinter der Lok. Diese fuhr durch Gleis 3 Ri. Hbf.

Gruß Heiko

zuletzt bearbeitet 11.03.2011 09:20 | nach oben springen

#18

RE: Sonneberg-Ost vor 20 Jahren

in KBS 564/569 - Sonneberger Netz 11.03.2011 18:50
von 219 006 • 1.061 Beiträge

Hallo!

Hier will ich euch also die versprochenen Bilder der Brückenauswechslung vom 13.6.1990 in Sonneberg Ost zeigen:


Die Brücke wurde etwa auf Höhe der heutigen Müllverladung vormontiert und dann mit einem Tiefladewagen an ihren späteren Einbauort gebracht


Arbeitszuglok war 106 568, hier bei der Fahrt durch Gleis 2


wenige Meter weiter gab es dann aber ein kleines Problem: man kam nicht am Dach des Fdl- Stellwerks Kf vorbei. Abhilfe wurde dann mit Hilfe einer Säge geschaffen, auch ein paar Dachziegel mußten geopfert werden


Die neue Brücke wurde auf die alte gefahren, abgeladen, der Tiefladewagen weggefahren. Danach wurde die alte Brücke ausgehoben...


...und neben der neuen Brücke abgelegt. Die Wiederlager wurden danach erneuert, die alte Brücke an Ort und Stelle verschrottet, zum Schluß die neue Brücke eingebaut

Ein paar Daten habe ich mit noch notiert:
im Einsatz waren 2 EDK 1000, 1 EDK 80
10achsiger Schwerlastwagen (leer 55 t Gewicht)
Brückengewicht 130 t
3 Hauptsignale wurden abgebaut
Sperrpause 10 Tage (wegen Neubau Widerlager)
Durch den Neubau wurde eine lästige Langsamfahrtstelle mit 10 km/h beseitigt.

Grüße, Uwe

zuletzt bearbeitet 11.03.2011 18:51 | nach oben springen

#19

RE: Sonneberg-Ost vor 20 Jahren

in KBS 564/569 - Sonneberger Netz 11.03.2011 19:52
von weiche67 • 87 Beiträge

Klasse Uwe!

Danke für den Beitrag und die Daten.

Gruß Heiko

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#20

Die Köppelsdorf-Stockheimer Bahn wäre 100 Jahre geworden

in KBS 564/569 - Sonneberger Netz 15.03.2011 10:34
von weiche67 • 87 Beiträge

Hallo

Die Bahn Köppelsdorf-Oberlind – Stockheim (Ofr)

Am 1. Juni 1901 wurde das zweite Teilstück Neuhaus-Schierschnitz - Stockheim der Verbindung von Snneberg an die Frankenwaldbahn eingeweiht. Der Abschnitt Köppelsdorf-Oberlind – Neuhaus-Schierschnitz ging bereits ein halbes Jahr früher, am 15.12.1900 in Betrieb. Diese Bahn querte zwischen Neuhaus-Schierschnitz und Burggrub die Landesgrenze Thüringen-Bayern. Dies war auch das Todesurteil dieser Linie nach dem 2. Weltkrieg. Bis 1968 fuhr man von Sonneberg noch bis Neuhau-Schierschnitz, mit dem Bau des Containerumschlagplatzes Sonneberg-Ost 1970 wurde nur noch ein Teilstück bis zu den Elektrokeramischen Werken bzw. ACZ als Anschlussbahn betrieben. Um 1989 wurde eine weitere Anschlussbahn zu einem Kohlehandel errichtet. Diese war aber nur kurz in Betrieb.
Die Anschlussbahn wurde von Sonneberg-Ost mit der V60 bedient. Selten kam auch mal eine 119 dorthin. Die Anschlußbahn besaß eine eigene Werklok, ein B-Kuppler aus russischer Produktion aus Kaluga. Solche Loks befinden sich noch im Sonneberger Lokschuppen.

Das Planum dieser ehemaligen Strecke wurde ab Ortsausgang Sonneberg (Ri. Kronach) bis Neuhaus-Schierschnitz letztes Jahr als Radweg bitumiert ausgebaut.

Auszug aus dem Stationsverzeichnis 1936



Am ehemaligen hp. Föritz, hinter dem Dreckhaufen war einst der Bahnsteig



Der größte Kunstbau der Strecke wurde 2010 saniert



Das Empfangsgebäude steht heute noch und wird als Wohnhaus genutzt





Der Bahnhof im oberfränkischen Stockheim um 1900, heute ein einfacher Haltepunkt



Einige alte Fahrkarten der Strecke



Gruß Heiko

zuletzt bearbeitet 15.03.2011 12:44 | nach oben springen

#21

RE: Die Köppelsdorf-Stockheimer Bahn wäre 100 Jahre geworden

in KBS 564/569 - Sonneberger Netz 15.03.2011 17:35
von 219 006 • 1.061 Beiträge

Hallo Heiko!

Sehr interesante Bilder!
Die Strecke wollte ich irgendwann im Frühling mal abradeln und ein paar Bilder hier einstellen, auch von den Resten der ehem. Anschlüsse.

Uwe

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#22

RE: Die Köppelsdorf-Stockheimer Bahn wäre 100 Jahre geworden

in KBS 564/569 - Sonneberger Netz 18.03.2011 16:12
von Herzstück • 3.690 Beiträge

Hallo!

Ja, sehr interessanter Bericht.
Die Sache mit dem Fahrradweg ist sicher keine schlechte Idee, zumal die Bahntrasse somit nicht in Vergessenheit gerät, wenngleich sie nicht die ihr angedachte Aufnahme übernimmt.

Existieren in privaten Archiven eigentlich Aufnahmen aus der Zeit, als die Strecke bereits nur noch der Anschlussbedienung diente? Bis auf die wenigen bekannten Aufnahmen von W. Beyer kenne ich nämlich so gut wie keine Fotos dieser Strecke.
Anlässe zum Fotografieren gab es zeitweise noch. So ist mir ein Sonderzug mit 50 3688 bekannt, der damals (irgendwann in den 90ern) das letzte Streckenstück bis Föritz anlässlich einer Autohaus-Eröffnung befuhr.

Tobi

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#23

RE: Die Köppelsdorf-Stockheimer Bahn wäre 100 Jahre geworden

in KBS 564/569 - Sonneberger Netz 18.03.2011 18:21
von weiche67 • 87 Beiträge

Hallo,

Fotos der Strecke bis Neuhaus sind sicherlich sehr selten, da damals alles Sperrgebiet und somit streng überwacht war. Ich hab zwar einige schon gesehen, sie waren aber sehr unscharf bzw von schlechter Qualität.
Vom EKS-Anschluß selbst sind mir keine Fotos bekannt, aber ich kann ja mal den ehem. Anschlußbahnleiter danach fragen.

Uwe´s Idee, das mal abzuradeln, ist sehr gut. Ich wäre dabei.

Gruß Heiko

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#24

RE: Die Köppelsdorf-Stockheimer Bahn wäre 100 Jahre geworden

in KBS 564/569 - Sonneberger Netz 18.03.2011 18:28
von Herzstück • 3.690 Beiträge

Hallo!

Welche Anschlüsse wurden denn ab 1990 noch bedient? Ab diesem Zeitpunkt war diese Strecke ja kein Tabu mehr. Fotos sind aber vmtl. dennoch Mangelware.
Wie lange wurden diese Strecke eigentlich genutzt?

Viel Spaß beim Fahrradfahren! :-) Ich hatte vor längerer Zeit die Idee, die Strecke zu begehen. Nachdem jetzt aber der bitumierte Weg da ist, schreit dies ja geradezu nach dem Fahrrad.
Nach der Begehung von Ernstthal - Probstzella (2007) und U'lemnitz - Knau (2009) (bis Triptis hab ich es seither nie geschafft) bin ich etwas "müde" geworden, was das Streckenbegehen angeht.

Tobi

zuletzt bearbeitet 18.03.2011 18:29 | nach oben springen

#25

RE: Die Köppelsdorf-Stockheimer Bahn wäre 100 Jahre geworden

in KBS 564/569 - Sonneberger Netz 18.03.2011 19:42
von 219 006 • 1.061 Beiträge

Hallo Tobias!

Wolfgang Beyer "Die Eisenbahn im Sonneberger Land" weiß Rat: Ab Seite 185 steht einiges zur Strecke nach Stockheim drin, auch mit Bildern.

Wer das Buch nicht hat, hier ein Paar Daten:
Die Anschlußbahn der Elektrokeramischen Werke Sonneberg wurde 1993 stillgelegt. Ebenso wohl auch die Gleise des Betonwerk und des Agrochemischen Zentrums, die ja von der Werklok der EKS bedient wurden.
Der Kohlehandel, der erst 1991 eröffnet wurde, wurde noch bis 31.10.98 bedient, mit der Neustadter Rangierlok. Wieviele Wagen die kleine Köf mitnehmen durfte ist mir aber nicht bekannt, da ging es ganzschön bergauf. Die TGK der Anschlußbahn habe ich mal mit 2 beladenen Ea den Berg hochrasen sehen, da konnte man bequem nebenherlaufen (ist in etwa die selbe Leistungsklasse)

Heute kann man sich das garnicht mehr vorstellen, was da für Massen in die Anschlüsse transportiert wurden. Manchmal hatte die erste Übergabe früh vom Hbf nach Ost über 2000t und wurde von einer 119 nachgeschoben. Wenn das Betonwerk Kies bekam, wurde in Ost manchmal bis zum Stellwerk Kw zurückgedrückt, um für die Bergfahrt etwas mehr Anlauf zu nehmen.

Uwe

Edit: Tippfehler berichtigt

zuletzt bearbeitet 26.03.2011 19:24 | nach oben springen

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